Archimandrit Aimilianos von Simonos Petras

Der selige Altvater Aimilianos ist der Geistliche Vater unseres geehrten Gerontas´, Archimandrit Dionysios, und somit unser „Großvater“ in Christus, ein großes Vorbild, dessen Leben untrennbar von dem unseres Gerontas´ ist, und durch unseren Geronta wie ein heller Leuchtturm die Schwesternschaft erleuchtet.

Unser tägliches geistiges Brot stellen nicht nur seine Bücher dar, die als Niederschrift seiner zahlreichen Reden herausgegeben wurden, wobei unser Gerontas einen entscheidenden Teil dazu beigetragen hatte, seine Reden festzuhalten, indem er das zu der Zeit modernste Aufnahmegerät besorgte, - sondern sein Geist und seine geistige Führung, die durch seinen Sohn gelebt und weitergegeben werden.

Auf diese Weise wurde Alexandros Vafidis am 9. Dezember 1960 zum Mönch geweiht; man gab ihm den Namen Aimilianos. Zwei Tage später wurde er zum Diakon geweiht und am 15. August des folgenden Jahres (1961) zum Priestermönch. Nachdem er jeweils kurze Zeit in verschiedenen Klöstern in der Meteora-Region verbracht hatte, versetzte ihn der Bischof schließlich in das Kloster des hl. Vissarion am Fuß des Pindos-Gebirges. Dort schien er eine Art spirituelle Krise gehabt zu haben, auf die ein tiefgreifendes religiöses Erlebnis folgte, das ihn radikal verwandelte und seine Spuren in all seinen späteren Werken hinterließ.

Wie die dramatische Bekehrung des hl. Paulus ging der Altvater aus diesem Erlebnis als ein anderer Mensch hervor, von höchster Energie erfüllt und ganzen Sinnes hingegeben an die Wiederbelebung des Mönchtums. Kurz nach diesem einschneidenden Erlebnis wurde er zum Abt von Meteora bestimmt; zusätzliche Verpflichtungen wurden ihm auferlegt, als Diözesan-Prediger und Beichtvater. Er war ein brillanter, elektrisierender Redner und nahm bald die ganze Region gefangen, besonders die dort lebenden jungen Menschen, die sich in großer Zahl um ihn scharten. Viele von ihnen zog es zum klösterlichen Leben mit dem Gerontas, und im Jahr 1963 fanden die ersten Mönchsweihen statt. Es folgten weitere in rascher Folge, und der junge Abt war bald Haupt einer großen und dynamischen Gemeinschaft. Doch der wachsende Druck durch den Tourismus erschwerte das Leben in Meteora erheblich, und so nahm Gerontas Aimilianos zusammen mit all seinen Mönchen und Novizen die Einladung der Regierung des Berges Athos an, das Kloster Simonos Petras (Simonopetra) neu zu beleben.

Der Charakter und die Bedeutung all dieser Geschehnisse wird jedoch erst klar im Licht der lebensverändernden religiösen Erfahrung des Gerontas. Lassen Sie uns nun zu jenem entscheidenden Augenblick zurückkehren und ihn im Detail betrachten.

Kurzbiographie

Archimandrit Aimilianos (Alexandros Vafidis) wurde im Oktober 1934 in Piräus (Griechenland) geboren. Er schloß sein Theologiestudium an der Universität Athen im Jahr 1959 ab und erwog, die Priesterweihe zu empfangen mit der Absicht, später im Ausland Missionar zu werden. Er beriet sich mit Anastasios Yiannoulatos, welcher später Erzbischof von Albanien wurde, der ihn in Seinem Vorhaben unterstützte, ihm jedoch empfahl, sich auf dieses Werk durch einen Aufenthalt in einem Kloster vorzubereiten. Yiannoulatos sagte ihm, er solle Kontakt aufnehmen mit dem neuen Bischof von Trikala, von dem er glaubte, er würde den jungen Mann in das mönchische Leben einweihen.

Zunächst scheint es klar, daß der Aufenthalt im Kloster des hl. Vissarion für den Mönch Aimilianos eine Zeit der Versuchung und Prüfung war. Wir können ziemlich sicher sein, daß er keine starke Berufung zum Mönchtum empfand, das er nur als notwendigen Zwischenschritt zur Priesterweihe und zur missionarischen Tätigkeit ansah. Er war ein intelligenter, energischer junger Mann mit Zukunft, und Ihm war nicht daran gelegen, den Rest seines Lebens in einem heruntergekommenen Kloster in Thessalien zu verbringen. Seine monastischen Mitstreiter boten Ihm wenig Inspiration, und Er plante bereits, seine Studien in Deutschland fortzusetzen. Sein Bischof jedoch wollte davon nichts wissen und sagte Ihm, in absehbarer Zeit habe er nirgendwohin zu gehen. Dies war daher eine schwierige Zeit, gekennzeichnet durch zunehmende Isolation, einem Gefühl von Verlassenheit und vielleicht Enttäuschung. Doch darauf folgte ein lebensveränderndes Ereignis von außerordentlicher Erhabenheit.

Im Kloster des hl. Vissarion wurde Vater Aimilianos eine Offenbarung über das mönchische Leben gewährt, oder besser gesagt, eine profunde mystische Erfahrung des (ungeschaffenen) Lichtes Gottes, das ihn zur Stunde der Liturgie umfing. Von da an war jede Göttliche Liturgie für ihn, vorbereitet durch eine lange Nachtwache, eine erhabene Erfahrung der Herrlichkeit Gottes (...). Als Folge davon war er fest entschlossen, an der asketischen Tradition teilzuhaben, statt kirchliche Verpflichtungen in der Welt auf sich zu nehmen.

Eine genauere Beschreibung des Geschehens lieferte Archimandrit Aimilianos selbst, und zwar in einer Geschichte, die er im Jahr 1983 einer großen, öffentlichen Zuhörerschaft mitteilte. Die Geschichte geht vorgeblich um einen „gewissen Mönch, den er einst kannte“ (https://www.edition-hagia-sophia.de/p/archimandrit-aimilianos-von-simonopetra-geistliches-leben), doch in Wirklichkeit ist es ein Bericht über das mystische Erlebnis, das das zentrale Kapitel in der spirituellen Biographie des Geronats bildete.

Wie wir sehen werden, war es ein Ereignis, das den siebenundzwanzig Jahre alten Priestermönch in einen charismatischen Gerontas (geistlichen Altvater) verwandelte und die Grundlage für das weitere Werk des Archimandriten legte: Unter der Führung des Gerontas veränderte sich die Organisation und Struktur des alten und ehrwürdigen Felsenklosters des hl. Simon (Gedächtnis: 28. Dezember) auf dem hl. Berg Athos völlig, was nachfolgend auch auf andere Athos-Klöster ausstrahlte.

Gerontas Aimilianos schuf eine ungewöhnliche Synthese des koenobitischen Klosterlebens mit dem Geist des hesychastischen Mönchtums; die Liturgik gelangte unter seiner Anleitung zu großer Tiefe und Vollkommenheit. Archimandrit Aimilianos gründete außerdem im Jahr 1974 als Metochion des Klosters Simonos Petras das Frauenkloster der Verkündigung der Allheiligen Mutter Gottes (Evangelismos) in Ormylia, unweit von Polygyros (Chalkidiki), und daran angeschlossen ein Zentrum für soziale Hilfe und medizinische Forschung und Prävention namens Panagia Philanthropini („die Menschenliebende Allheilige Gottesgebärerin“).

Archimandrit Aimilianos ist außerdem Gründer bzw. Mitgründer einer Reihe anderer Klöster in Griechenland und Frankreich. Infolge einer schweren Erkrankung, die 1995 einsetzte, trat Gerontas Aimilianos im Jahr 2000 von seinem Amt als Abt des Klosters Simonos Petras zurück;

Die glühende Liebe von Altvater Aimilianos und seine väterliche Fürsorge waren nicht nur auf die „orthodoxe Welt“ begrenzt. Während viele Klöster des Bergs Athos ungern heterodoxe bei sich aufnahmen, erwies ihnen Altvater Aimilianos eine große Gastfreundschaft, wodurch er die Flamme seines Glaubens und die Tiefe seiner geistlichen Erfahrung in vielen Seelen aufbrennen ließ. So haben z.B. Gerontas Aimilianos und unser Geronta den römisch-katholischen Priestermönch, den späteren Archimandrit Placide samt seinen Mitbrüdern, in Simonopetra getauft, der dann das Athonitische Mönchtum nach Frankreich brachte, dort Klöster gründete und viele kostbare orthodoxe Werke auf Französisch verfasste.

So hat er auch unsere Äbtissin, Mutter Diodora, damals noch Studentin, nach mehrfachen persönlichen Begegnungen auch schriftlich seinen Segen gegeben, unter der geistlichen Führung seines geliebten geistigen Sohnes, unseres Gerontas´ Dionysios, das monastische Leben zu beschreiten und unserem Gerontas den Auftrag gegeben, für die bereits damals internationale Gemeinschaft, die sich am Anfang ihrer Geschichte befand, Klöster zu gründen und für sie geistlich zu sorgen, was auch bis jetzt geschieht. Sein Segen und seine Gegenwart sind auch nach Jahrzehnten wesentlich und spürbar für die Gemeinschaft.

Altvater Aimilianos entschlief am 9. Mai 2019 im Herrn, am Tag des Gedächtnisses des Heiligen Ieronymos von Simonopetra (1871 -1957), den der Altvater zutiefst liebte und verehrte, und ihm auf vielen Wegen folgte.

Seine Gegenwart und die helfenden Gebete sind in seinen zahlreichen Wundern spürbar, sowohl vor als auch nach seiner seligen Entschlafung.

Archimandrit Aimilianos mit unserem Geronta, Archimandrit Dionysios.
Das Große Meteoron, Ostern 1970

Taufe von Archim. Placide, 1977 Simonopetra